Konzerte

2017 Herbstkonzert

Bericht in Waiblinger Kreiszeitung, Oktober 2017

Integration und Harmonika-Harmonie

Herbstkonzert 2017

2014 Jubiläumskonzert

Mit einem Konzert hat der Endersbacher Verein sein 80-jähriges Bestehen gefeiert

Waiblinger Kreiszeitung, Oktober 2014

Ein Hoch aufs Harmonika-Orchester

Weinstadt-Endersbach.
Wenn der Präsident des Deutschen Harmonikaverbandes und der Komponist eines der aufgeführten Werke anwesend sind, dann muss Außergewöhnliches anstehen. So wie beim Jubiläumskonzert des Harmonika-Orchesters Endersbach in der Jahnhalle.

Seit 40 Jahren steht Edmund Holzwarth am Dirigentenpult des Harmonika-Orchesters. Dafür wurde er von DHV-Präsident Jochen Haußmann ausgezeichnet. Aber erst, nachdem er seine Musiker gefordert hatte – mit ganz unterschiedlichen Werken. Moszkowskis Spanischer Tanz Nr. 5 und die Simple Symphony von Benjamin Britten sind Bearbeitungen von Klavier- respektive Streichmusik und entsprechend diffizil mit dem Akkordeon umzusetzen. Nach anfänglichen kleinen Unsicherheiten wurden die Schwierigkeiten jedoch gemeistert.
Wohler fühlten sich die Spieler bei den Originalkompositionen: Transylvania entführt in die temperamentvolle Rhythmik des Balkan, die sich zum virtuosen Finale steigert. Und Altmeister Rudolf Würthner beschreibt mit der Münchner Rhapsodie die Stadt, vom Erwachen am Morgen bis zum pulsierenden Nachtleben in Schwabing.

Albrecht Rühle führte informativ und zuweilen auch launig durch das Programm: mit vollem Maßkrug bei der Münchner Rhapsodie. Einzige Ausnahme: Der bekannte Komponist Adolf Götz erklärte sein Werk „Goldene Zeiten” selbst.

Träumen vom Ruhestand, die Nähe von Freud und Leid und Lebensfreude durch Musizieren. Mit dem Besuch in Endersbach löste Götz ein Versprechen ein, das er bei der Uraufführung des Werkes im letzten Jahr gegeben hatte: „Wenn jemand das Stück aufführt und mir Bescheid gibt, dann komme ich“. Gesagt. Getan. Bei der gelungenen Umsetzung richtete sich Dirigentin Angela Hausenbiegl nach seinem Vorbild: „Ab 50 Jahren kann man im Projektorchester 50+ mitspielen”. Nach oben keine Grenze. Den Stamm bildeten die Fidelen Oldies, die zuvor Rusticanella und den Csardas von Hans Hauswirth schwungvoll dargeboten hatten. Die Tastenflitzer begaben sich unter Leitung von Angela Hausenbiegl musikalisch und szenisch auf Entdeckungsreise. In der „Villa Timecode“ ist Musik von Bach und Elvis Presley genauso zu hören wie Klänge einer Gruppe von Neandertalern (der ersten Boygroup). Lang anhaltender Beifall für die jungen Musiker, die Darsteller Katja, Lina und Felix und dem auf einem überdimensionalen Stuhl thronenden Erzähler Valentino.

Den Verein als verbindendes Element zwischen den Generationen zeigten die Endersbacher am Schluss. Alle Beteiligten waren auf der Bühne, zum letztenmal hob Edmund Holzwarth den Taktstock. „Time to say good-bye“. Es ist aber nur ein Abschied auf Zeit – bis zum nächsten Konzert.

2009 Jubiläumskonzert

Konzert zum 75-Jahr-Jubiläum des Harmonika-Orchesters Endersbach

Waiblinger Kreiszeitung, 20. Oktober 2009

Schatzsuche mit dem Akkordeon

Weinstadt-Endersbach
Man könnte beim Anblick eines Akkordeons an den Großvater denken, wie er zu später Stunde in der Stammkneipe notensicher wie eh und je mit urschwäbischen Volksliedern den Abend abrundet. Beim Harmonika-Orchester aus Endersbach zeigt sich das altgeliebte Instrument in einem anderen Licht. Zum 75-Jahr-Jubiläum trugen die jugendlichen „Tastenflitzer” den Zuhörern in der Jahnhalle eine musikalische „Schatzsuche” mit Theatercharakter vor.
Doch auch die „Fidelen Oldies”, die älteren Semester des HOE, beschäftigen sich keineswegs nur mit langsamen Schunkel-balladen. Sie haben sich überwiegend der Unterhaltungsmusik verschrieben. Und selbst die Jüngsten des Vereins warten gerne mal mit Hits wie „Final Countdown” oder „Smoke on the water” auf, Lieder, die sie selbst ausgesucht haben. „DJ Ötzi werden sie bei uns eher nicht hören”, erzählt Vorstandsmitglied Günter Hausenbiegl, „aber alte Rockklassiker durchaus.”
Nur auf das Akkordeon eingefahren ist man beim HOE in solchen Fällen nicht. Auch bei der Suche nach dem „Schatz von Bagalor” sind außerdem Pauken und Schlagzeug im Einsatz, bei den Rockhits oft das Keyboard oder auch die E-Gitarre. Diese Offenheit ist mit Sicherheit auch ein Grund dafür, dass das Orchester momentan mit über 50 Jugendlichen in seinen Reihen sehr gut ausgestattet ist. Zwar habe man immer wieder mit Abgängen zu kämpfen, zum Beispiel nach Abschluss der Schule, aber verglichen mit vielen anderen Vereinen gehe es blendend, so Hausenbiegl, der beim Orchester für die Jugendarbeit verantwortlich ist.
Ein wichtiger Grundstein in der Jugendarbeit sei auch der „Musikgarten”, der Kindern bereits ab dem Alter von neun Monaten einen spielerischen Zugang in die Welt der Musik ermöglicht. Das Einstiegsalter für das Akkordeon liegt bei circa acht Jahren, je nach Körperbau früher oder später. Wer als Laie schon einmal versucht hat, ein paar Töne hervorzulocken, der weiß, dass auf Dauer auch die Muskeln beim Musizieren mit dem schweren Instrument keine geringe Rolle spielen.
Wenn in der Jahnhalle gerade eine Umbaupause eingelegt wird, kann man es sich bei der Jubiläumsfeier natürlich auch mit Kaffee und Kuchen, Maultaschen, Wein und Bier gutgehen lassen. Oder man wirft einen Blick in die Vergangenheit. Bilder von weit zurückliegenden Geburtstagsfeiern, wie dem 25. oder dem 50. Jubiläum, erzählen Geschichten aus Zeiten, in denen die Oldies geschrieben wurden, die heute gerne gespielt werden.
Die Schatzsuche der „Tastenflitzer” endet übrigens ohne Erfolg, in letzter Sekunde geht der Schatz verloren. Der Zuhörer gewinnt jedoch einen Eindruck, wie mit Musik Bilder geschaffen und Gefühle ausgedrückt werden können. Da kommt was nach fürs erste Orchester. Um die Zukunft braucht man sich beim 75-jährigen Verein anscheinend keine Sorgen zu machen.

2005 Herbstkonzert

Herbstkonzert des Harmonika-Orchesters Endersbach gemeinsam mit den Freunden aus Ebersbach

Marisol Simon in der Waiblinger Kreiszeitung, Oktober 2005

Große Bühne, noch größerer Beifall

Weinstadt-Endersbach
Konzert zu zwei Orchestern, 45 Akkordeons und einem Dirigenten: Das Harmonika-Orchester Endersbach und das Akkordeon-Orchester Ebersbach spielten gemeinsam auf. Festlich und nicht zu feierlich, war die Musikauswahl wie geschaffen für diesen strahlenden Herbstsonntag. Auch wenn’s rundum vor Angeboten wimmelte – die Matinee in der Jahnhalle war gut besucht.


Die herbstlich dekorierte Bühne ragt in die Halle hinein, sie musste vergrößert werden, damit alle 45 Musikerinnen und Musiker drauf passen. So viele Akkordeonspieler auf einer Bühne – schon das ist eine kleine Sensation. Bei der Menge an zu spielenden Noten kommt der Dirigent Edmund Holzwarth auch nicht mit einem Dirigentenpult allein aus – die Blätter fanden mit Mühe auf zwei Pulten Platz. Die Halle ist voll, die 230 Stühle besetzt. Eine Anzahl von Kindern ist auch im Publikum. In der ersten Reihe sitzt die siebenjährige Jasmin, auch sie lernt seit ein paar Wochen das Akkordeonspielen. Heute ist sie gekommen, weil ihre Lehrerin im Orchester mitspielt. Als einen Klangkörper der besonderen Art kündigt Hildegard Schmidt, die durch das Programm führt, das erste Stück an. Diese Komposition des ungewöhnlichen Programms hat Dirigent Edmund Holzwarth selbst bearbeitet. Es ist Mozarts Adagio und Fuge c-moll, Köchelverzeichnis 546, ursprünglich für ein Streichquartett komponiert. In der Fassung für zwei Akkordeon-Orchester erinnert es viel eher an den Klang einer gewaltigen Orgel.
Die darauf folgende Wassermusik-Suite hat der Komponist Georg Friedrich Händel vor 300 Jahren für einen Ausflug des Königs auf der Themse komponiert. Mit dem Arrangement von Rudolf Würthner können sich die Hörenden auf eine Neckar-Schifffahrt mit Gala-Diner träumen. Der Trompetenklang kommt vom Electronium, einem elektrischen Akkordeon, das eine Palette von Instrumenten imitieren kann.
Das einzige original für Akkordeon komponierte Stück ist die „Musik für doppelchöriges Akkordeon-Orchester und Schlagwerk” von Paul Kühmstedt.

Dafür müssen sich die Musiker umsetzen: links die Ebersbacher, rechts die Endersbacher. Dann musizieren sie, als ob sie sich Bälle zuspielen oder miteinander reden. Links fragt, rechts antwortet. Die 50 Jahre alte Komposition hat nichts an musikalischer Kraft eingebüßt.
Eine „schelmische” Serenade hat der Engländer Derek Bourgeois zu seiner eigenen Hochzeit komponiert. Mit typisch britischem Humor setzte der Komponist die verschiedensten Taktarten in die für Orgel geschriebene Serenade ein, die abrupt wechseln, zum Bespiel vom Walzer zum Marsch. „Vertrackte Takte” nennt sich das. Ein feierliches Ausschreiten aus der Kirche war damit auch nicht mehr möglich. Was die Braut zu diesem Hochzeitsgeschenk gemeint hat, ist nicht überliefert. Wolfgang Russ arrangierte das humorvolle Stück für Akkordeon, das beim Publikum für Heiterkeit sorgte.
„Finlandia” machte Jean Sibelius weit über seine Landesgrenzen hinaus berühmt. Der Anlass zu dieser Komposition war eine Protestfeier des finnischen Volkes gegen die russische Herrschaft und ist auch mit Kampflied und Siegeshymne” betitelt. In den drohenden Harmonien” des ersten Motivs können die Zuhörenden die unterschwellige rebellische Stimmung heraushören. Mit diesem Stück war das Programm offiziell beendet, für das begeisterte Publikum gab es natürlich noch eine Zugabe. Die beiden Orchester spielten Georges Bizets Farandole” aus der Suite Arlesienne.
Viel Applaus gab es für dieses außergewöhnliche Konzert. Seit Anfang dieses Jahres haben die Musikerinnen und Musiker regelmäßig dafür geübt: die Endersbacher immer dienstags, die Ebersbacher immer donnerstags. Mit immer demselben Dirigenten. In den letzten 20 Jahren war das die dritte Matinee dieser Art. Ein Termin für die nächste steht jetzt noch nicht fest. Das machen wir, wenn wir wieder Lust dazu haben, sagt Edmund Holzwarth.

2004 Jubiläum 70 Jahre

Harmonika-Orchester Endersbach (HOE) feiert heute Abend mit viel Musik sein 70-jähriges Bestehen / Ehrungen treuer Mitglieder

Jutta Pöschko in der Waiblinger Kreiszeitung, November 2004

Aktiv, fröhlich und erfolgreich mit dem Akkordeon

Weinstadt-Endersbach.
Drei Dinge braucht ein lebendiges Akkordeonorchester: Spaß am gemeinsamen Musikmachen, viele engagierte Mitglieder und einen motivierten Nachwuchs. Mit all dem ist das Harmonika-Orchester Endersbach (HOE) prima ausgestattet: Heute Abend feiert der Verein sein 70-jähriges Bestehen.
Wir haben gute Mitgliederzahlen und bedingt durch den Musikgarten einen guten Nachwuchs”, freut sich Jörg Grundner, der zusammen mit Margit Siegle, Helga Weber und Günter Hausenbiegl den HOE-Vorstand bildet. Unterstützt werden sie von einem Ausschuss, dem zehn Mitglieder angehören.
1934 war’s, als Karl Walter, Eugen Abele, Fritz Bubeck, Paul Kucher, Erich Luik, Adolf Rühle und Walter Schüle den Verein unter dem Namen „Harmonika-Club Endersbach i. R.” ins Leben riefen. Im Juni des Jahres 1934, so berichtet die Ortschronik, beschlossen sie, das Handharmonikaspiel zu lernen. Die ersten Übungsabende fanden damals in der Sporthalle an der Schorndorfer Straße statt, später wurden sie ins Schulhaus verlegt. Zum ersten Vorsitzenden wurde Karl Walter gewählt, der das Amt dann 30 Jahre lang innehatte. Dirigent wurde Albert Mack, 1935 wurde er von Alfred Cogo abgelöst.
1941 waren sämtliche Spieler im Krieg und die Vereinstätigkeit musste unterbrochen werden. Nach Kriegsende war’s wieder Karl Walter, einer der Gründerväter, der das Orchester wieder zum Leben erweckte. Im Herbst 1952 luden die Harmonika-Spieler zu

ihrer ersten öffentlichen Veranstaltung nach dem Krieg ein. 1959 wurde der Verein in Harmonika-Orchester Endersbach” umbenannt und in das Vereinsregister eingetragen. Das Orchester wurde immer beliebter. Die Zahl der Mitglieder nahm zu, 1966 organisierte es zum ersten Mal das Endersbacher Weinfest. Seit 1994 ist der Spielring der Ehemaligen wieder aktiv. Unter der Leitung von Adolf Müller trafen sich fortan alle 14 Tage die Fidelen Oldies” zur Probe.
1996 wurde der Musikgarten gegründet. Willkommen sind dort Zwerge von ein paar Monaten bis zu sechsjährigen Jungen und Mädchen. Im Musikgarten wird gesungen und getanzt, auf kleinen Instrumenten gespielt und getrommelt. Vermittelt wird ein feines Gehör und der Spaß an der Musik. Und ganz nebenher wird der eigene Nachwuchs herangezogen. Mitmachen darf jeder, auch Kinder, die nicht im Verein sind, die Mitgliedschaft ist aber durchaus erwünscht. Nach dem Musikgarten lernen die Kinder auf Wunsch Melodica, Akkordeon oder Keyboard.
 70 Jahre alt ist das Harmonika-Orchester Endersbach, doch es ist kein bisschen müde und verbraucht. Bei internationalen Wertungsspielen und Wettbewerben ist das HOE mit dabei, die Konzerte, berichtet Jörg Grundner, sind gut besucht. „Das Image des Akkordeons hat sich verbessert”, ist Grundner überzeugt. Zudem spiele das Orchester anspruchsvolle, klassisch orientierte Musikstücke.

2003 Konzert mit Michelbach

Verbrüderung der Harmonika-Orchester Endersbach und Michelbach mit feinstem Akkordeon-Spiel

Matthias Schwardt in der Waiblinger Kreiszeitung, April 2003

Gewagte Läufe, druckvolle Rhythmen

Weinstadt.
Schwaben und Badener verstehen sich nicht, heißt es. Gleichzeitig heißt es aber, dass Musik verbindet. Folgerichtig geht’s beim gemeinsamen Konzert der Harmonika-orchester von Endersbach und Michelbach – ein Teilort von Gaggenau – in der Jahnhalle herzerwärmend harmonisch und brüderlich zu. Obendrein zeigen beide Ensembles Akkordeonspiel vom Feinsten.

Vor etwa zwei Jahren statteten die Endersbacher den Michelbachern einen Besuch ab und standen dort spielenderweise gemeinsam auf der Bühne. Jetzt also haben sich die Badener ins Remstal aufgemacht. Das Programm in der wohl gefüllten Jahnhalle ist zweigeteilt: Den ersten Teil bestreiten die Endersbacher, den zweiten die Gäste.
Am Anfang steht eine Premiere: Das erste Orchester der Endersbacher interpretiert zusammen mit dem Akkordeon-Nachwuchs, den HOE-Kids, eine Nummer unter der Leitung von Angela Hausenbiegl. „Minirocks”, ein melodisches dreiteiliges Stück, lässt an Hafenatmosphäre denken. Dabei fügen sich die Kids mit ihren Instrumenten in das Klangbild ein, als hätten sie schon immer bei den älteren mitgespielt.
Dann beweist das erste Orchester, jetzt mit dem Dirigenten Edmund Holzwarth, sein ganzes Können beim Tango „Melodia en la menor” von Astor Piazzolla. Die Komposition ist ungeheuer kompliziert, weil zerrissen durch leise und aufbrausende Passagen, waghalsige Läufe und druckvolle, treibende Rhythmen. Man kann die Akkordeons förmlich atmen hören, schwarze Klänge wälzen sich stoßseufzernd durch den Raum.
Nach so einem schwermütigen Klotz ist es Zeit für leichtere Klänge, auch die überzeugend dargeboten: „Modern Suite” von Renato Bui

klingt wie aus einer heimatseligen Komödie mit den Altherrenwitzen von Heinz Erhard. „Skyline”, eine ziemlich schlappe Komposition des Waiblingers Hans-Günther Kölz, wäre dagegen als Hintergrundmusik für einen New-York-Bummel an einem Sommertag geeignet. Nach der klassisch anmutenden „Ouvertüre caprice” von Akkordeon-Guru Rudolf Würthner räumen die Endersbacher die Bühne unter brausendem Beifall.
Die Akkordeon-Spezialisten aus Baden beginnen noch etwas unsicher mit „Galaxy”, wieder von Hans-Günther Kölz. Doch schon bei „Wein, Weib und Gesang” von Walzer-König Johann Strauß hat sich das Orchester unter der Stabführung von Christian Wipfler warm gespielt. Finger tanzen über die Tasten, das Arrangement für Akkordeons macht den Walzer zur zünftigen Wirtshausmusik, aber mit Niveau. Hernach fühlen sich die Michelbacher in den dynamischen „Tango Bolero” von Juan Llossas hinein und lassen ihn klingen, wie er klingen muss: majestätisch. Es gibt berechtigten Applaus. Einen beschwingten Mitpfeifklassiker hat das Gastorchester auch im Gepäck – die Zugfahrhymne „Chattanooga choo choo”. Und das, obwohl die Badener mit dem Bus nach Endersbach gereist sind. Gut gespielt, jedoch wenig geeignet für Akkordeons ist das letzte Stück der Michelbacher, der Jazz-Standard „Birdland” von Josef Zawinul.
Zwei Zugaben bekommt das verwöhnte Publikum geboten. Dazu zwängen sich beide Orchester mit insgesamt 50 Musikern auf die Bühne und sind noch mal ganz versunken in zwei Stücke des Hohepriesters Rudolf Würthner. Da wird klar: Egal, ob die Musiker aus Schwaben oder Baden kommen – Heimat ist immer da, wo die Akkordeons spielen.

2002 Kirchenkonzert

Das Harmonika-Orchester Endersbach musizierte in der St. Andreas Kirche

Matthias Schwappach in der Waiblinger Kreiszeitung, April 2002

Expressive Musik in „Heiligen Hallen”

Weinstadt.
„Eine ganz neue Facette der Akkordeonmusik” präsentierte am Sonntag das erste Orchester des Harmonika-orchesters Endersbach in der katholischen Kirche St. Andreas. Volle Sitzreihen und die sommerliche Dämmerungsstimmung dieses Abends schufen eine einzigartige Atmosphäre im Auditorium.
Ein voll besetztes Kirchenschiff, andächtige Stille und festliche Kleidung in der katholischen Kirche in Endersbach. Doch an diesem Abend nicht, weil Pfarrer und Ministranten vorne stehen. Sondern es spielen die Mitglieder des ersten Orchesters des Harmonika-Orchesters Endersbach unter der Leitung von Edmund Holzwarth. Pfarrer Hans-Peter Breunig freute sich auf die folgenden 60 Minuten: „Der Anlass unseres Treffens ist eine wunderschöne Gabe: die Musik.” Er freue sich auf einen bunten Strauß aus Melodien, nicht weniger schön als ein Strauß aus Blüten im Frühling.
In der Tat, als Holzwarth zum ersten Mal den Taktstock erhebt, liegt nicht der Geruch von Weihrauch in der Luft, sondern Musik. Die Melodien, gepaart mit der sommer-abendlichen Stimmung und dem andächtigen Lauschen der Zuhörer, schaffen in dem Saal eine einzigartige Atmosphäre.
Bereits beim ersten Stück, Präludium und Fuge in a-moll von Matyas Seiber, führt Holzwarth seine Schäfchen mit sicherem „Stab” durch die crescendi und decrescendi der neobarocken Komposition. In der Kirche wirkt der Klang der Harmonikas ähnlich dem der Orgel. Nach dem zweiten Stück, dem Arioso aus der „Sinfonischen Suite” Wolfgang Jacobis, gibt es dann auch in den bisher still verharrenden Zuschauerreihen kein Halten mehr. Erst verhalten, dann immer entschiedener setzt der Applaus ein. Mit manchen Gunstbezeugungen kann man eben nicht warten bis zum Ende, vor allem, wenn´ s um schöne Musik geht.
Um dem Orchester auch ein wenig Ruhe und einen Ohrenschmaus zum Zurücklehnen zu gönnen, wird als nächstes das Quartett in F-Dur von Ignaz Pleyel für Querflöte und Streichtrio zu Gehör gebracht. Dagmar Dorn spielt die Querflöte, Giselher und Sigurd Kinzler betätigen sich als Solisten an Violine und Viola, und Edmund Holzwarth, der seinen Taktstock gegen einen Bogen eingetauscht hat, gibt die Solo-Partie am Cello. Zu viert schaffen die Musiker eine kammermusikalische Atmosphäre. Sie spielen die drei Sätze Allegro, Rondo moderato sowie Allegro assai, und meistern diese selbst ohne Führung perfekt.
Um den eigentlichen Protagonisten des Abends nicht gänzlich die Schau zu stehlen, ist infolge noch einmal das Orchester dran mit zwei Stücken des barocken Komponisten Johann Sebastian Bach. Zunächst ein wenig getragen, hymnisch und festliche mit Präludium und Fuge b-moll, danach wieder lockerer und leichter mit Badinerie aus der „Suite h-moll”. Bei Letzterem, noch einmal begleitet von der Querflöte, sorgen nicht nur der schnelle motorisch-barocke Rhythmus, sondern auch die unterschwellige freche Leichtigkeit und der Wiedererkennungswert für eine musikalische Entspannung der kirchlichen Festlichkeit.
„Etwas unüblich für eine Kirche, aber wir haben uns gedacht, das muss sein”, unterbricht Günter Hausenbiegl, HOE-Vorstand für Musik und Jugend, kurz das Programm. Er freut sich über den Applaus, mit dem eigentlich erst gegen Ende des Konzertes gerechnet wurde. Der Grund der Unterbrechung ist eine außerordentliche Ehrung der jüngst ernannten Ehrenmitglieder des Vereins. Arno Beyer, Joachim Endress und Albert Rühle sowie ihre Vereinskameraden Hans Schwegler und Dieter Wiedenmann haben über viele Jahre den Verein mit Tatkraft unterstützt, wenn sie auch meist im Verborgenen wirkten. „Auf ihr Konto gehen rund 20000 Arbeitsstunden”, erklärt Hausenbiegl die Entscheidung des Vereins, jene fünf Mitglieder zu Ehrenmitgliedern zu ernennen. „Außerdem dienen sie dem Verein schon viele Jahre als Vorbilder.”
Nach vollzogenen Ehrungen wird es noch einmal still. Das Orchester beendet den Abend mit einem weiteren Werk Bachs, der Passacaglia in c-moll. Wieder hymnisch, feierlich und getragen, durchdringt der Klang der Harmonikas die Kirche, und macht dem barocken Komponisten und Kirchen-Kantor alle Ehre. Zum Ende hin dramatisch zugespitzt, Trugschluss, ein Endspurt, und schließlich Auflösung in Dur; nicht nur musikalisch lassen sich die Klangbewegungen mitverfolgen, auch Holzwarth gibt noch einmal alles und führt sein Orchester expressiv zum Höhepunkt und Ende des Abends – „Zugabe ist heute leider nicht möglich”.
Was bleibt ist ein begeistertes Publikum, eine fröhliche sommerabendliche Stimmung und die Freude auf den ersten Advent, wenn das HOE wieder in „heiligen Hallen” musizieren wird.

2001 Jahreskonzert

Jahreskonzert des Harmonika-Orchesters Endersbach in der Jahnhalle /
Zwei-Stunden-Programm ohne Längen / Mitglieder geehrt

Mathias Schwappach in der Waiblinger Kreiszeitung, November 2001

Verdienter Beifall für enorme Vielseitigkeit

Weinstadt.
Nach rund zwei Jahren Pause zog es am Samstag Liebhaber und Aktive der Harmonika-Musik wieder in die Jahnhalle. Das Harmonika-Orchester Endersbach demonstrierte dort in einem rund zweistündigen Programm die Vielseitigkeit des oft so belächelten Instruments und erntete verdienten Beifall.
Den Anfang machte das Jugend-Ensemble unter der Leitung von Edmund Holzwarth. Die „Kleine Konzertvariation” und „Fresh Air” stimmten die rund 350 Zuhörer ein und ließen von Interpretation und Klang her keine Wünsche offen. Verstärkt wurde das Jugendorchester im nächsten Programmpunkt durch die HOE-Kids, geleitet von Angela Hausenbiegl. Auch hier wurde schnell klar, dass auch die ganz Kleinen am Akkordeon bereits ganz groß sind. Generationswechsel auf der Bühne: Adolf Müller und die „Fidelen Oldies” zeigten, dass sie auch noch jede Menge drauf haben.
Geehrt wurden diesmal nur Männer. „210 Jahre Mitgliedschaft halte ich hier in der Hand”, verkündete Günter Hausenbiegl stolz. Sie verteilten sich auf fünf Herren im HOE: 25 Jahre dabei sind Rolf Kleppe und Harald Zinser. Geehrt wurden Willy Ziegler und Adolf Müller für jeweils 50 Jahre aktives Musizieren im HOE. Seit 1941 ist Gerhard Merz Mitglied des Orchesters – satte 60 Jahre. Für diese drei gab´s Kunst: „Ansichten aus Endersbach” in Aquarell. Und für Ziegler und Müller noch Verbandsnadeln in Gold.
Wie erwartet präsentierte sich dann das erste Orchester wieder in beeindruckender Manier: Unter der Leitung Edmund Holzwarths spielte es zunächst zwei spanische Tänze, expressiv und klangscharf vorgetragen. Der musikalische Trip ging weiter mit „Reisebildern vom Balkan”, das Werk verlangt seinen Interpreten ein besonderes Maß an Technik ab, steht es doch im hier zu Lande äußerst ungewohnten 7/8-Takt. Den Höhepunkt bildete dann Josef Rixners „Bagatelle”. Angekündigt als „eine Kleinigkeit” wurde schnell deutlich, welch eine hohe Anforderung das Orchester hier an sich selbst stellte. Das Publikum applaudierte begeistert. Keine Längen, keine Patzer, eine tolle Leistung des HOE.
 Das war´s vorerst mal wieder für einige Zeit: „Wir gehen nicht jedes Jahr in die Halle”, erklärt Hausenbiegl, „manchmal gehen wir auch in die Kirche.” Mit Barockem von Bach, „das hat sich so entwickelt, ursprünglich als Begleitung zum Gottesdienst bis hin zum Konzert”. Nächster Termin: 21. April 2002 in der katholischen Kirche Endersbach.

1999 Konzert Jahnhalle

Konzert des Harmonika-Orchesters Endersbach in der Jahnhalle / Erstaunliche Klangvielfalt

Mathias Schwappach in der Waiblinger Kreiszeitung, November 1999

Herrlichen Herbsttagen musikalisch nachgespürt

Weinstadt.
Die Harmonika ist mitunter ein eher belächeltes Instrument. Dass Harmonikas es im Ensemble durchaus mit jedem Sinfonieorchester aufnehmen können, bewies das Harmonika-Orchester Endersbach bei seinem Herbstkonzert in der Jahnhalle.

„Der heutige Tag hat durchaus das Prädikat herrlicher Herbsttag verdient”, schwärmte der erste Vorsitzende des Vereins, Albrecht Rühle. Die Atmosphäre dieses Herbsttages einzufangen und akustisch spürbar zu machen, hatte sich das Orchester vorgenommen – und es gelang bestens.
Den Anfang machte die Jugendgruppe des Vereins unter der Leitung des Dirigenten Edmund Holzwarth. Mit einem Ensemble von Harmonikas, Schlagzeug und einem Keyboard zeigte schon der Akkordeon-Nachwuchs, dass man mit einer Harmonika auch Pop-Hits intonieren kann. Auch der Love-Song von Hans-Günther Kölz besaß eine geradezu hymnenartige Anmut.

Die Akkordeon-Zwerge waren auf der
Bühne ganz groß.

Es folgte das Schülerorchester, das mit Stücken von Curt Mahr und Alexander Jekic der Jugendgruppe in nichts nachstand. Jekic hatte seine Komposition „Kleine Stücke für Akkordeon-Zwerge” betitelt. Und auf der Bühne waren die Kleinen ganz groß.
Zum Abschluss des ersten Teils spielten die Ehemaligen des Vereins, die „Fidelen Oldies” Stücke von Helmuth Herold und Karl Komzak. Durchaus fidel krönten sie ihren Auftritt mit Herolds „Von der Wolga zum Ural”. Nicht nur dass sich die Harmonika ihrem Klang nach geradezu ideal für das Spielen solcher  Volksweisen eignet, auch die „Oldies” blühten bei dieser Darbietung richtig auf und wurden mit viel Beifall belohnt.
Den gabs auch beim offiziellen Akt der Ehrungen: Albert Hetz ist 50 Jahre dabei, Hans Schwegler und Albert Kindsvater haben sich 40 Jahre engagiert, für 25jährige Mitgliedschaft bedankt wurden Christel Rühle, Birgit Johann, Heike Walter, Daniela Fischer, Gerhard Klück, Kurt Kayser, Christian Pelz, Rolf Müller, Arno Bayer, Claus Sallmann, Reiner Wilhelm und Marion Roth.
Schließlich der Höhepunkt des Abends. Das erste Orchester des Vereins brachte zunächst die Ouvertüre zu Rossinis Oper „Der Barbier von Sevilla” zu Gehör, anschließend die Werziade von Fritz Dobler. Beide Stücke überraschten durch erstaunliche Klangvielfalt. Beim Tango von Astor Piazzolla kamen Temperament und Eleganz dieses Tanzes hervorragend zum Ausdruck und lösten wohl bei jedem Zuhörer ein unwillkürliches Zucken in den Füßen aus.
Die Endersbacher Akkordeonisten schlossen mit der Münchner Rhapsodie von Rudolf Würthner, einem echten Stück Programmmusik, das vom ersten Orchester in seinen Stimmungen hervorragend erfasst und sehr variabel zu Gehör gebracht wurde.
Der Abend ging zu Ende mit einer Ehrung des Dirigenten Edmund Holzwarth für 25jährige Leitung des Ensembles, und entließ seine gutgelaunten Zuhörer ins Wochenende. Alles in allem gab es wohl nur eine einzige Kritik am Instrument Harmonika: „Die Dinger sind verdammt schwer!”

1998 Kirchenkonzert

Mächtig und filigran, klassisch und kompetent:
wie das Endersbacher Orchester die Ehre seines Instruments rettete

Michael Riediger in der Waiblinger Kreiszeitung, Februar 1998

Die ungewohnten Hörerlebnisse der Harmonika

Weinstadt.
Es geschieht nicht alle Tage, dass sich ein Akkordeonorchester an die Musik Bachs oder Mozarts heranwagt. Und doch: Wenn alle Welt die Grenzüberschreitung sucht, fallen auch Vorurteile gegenüber dem „Schifferklavier”. Gut so, wie jetzt das Harmonika-Orchester Endersbach in der gut besuchten St. Andreas-Kirche bewies.
In Johann Sebastian Bachs „Präludium und Fuge g-moll” sowie dem berühmten „Air” aus der Orchestersuite Nr. 3, umarrangiert, erinnerten die Harmonikas an eine mächtige Orgel. Einzig die Höhen der Violine fehlen manchem, der Originale liebt.
Als dann Mezzosopranistin Cordula Lefarth in Mozarts „Ave Verum” zum Orchester stieß, schafften es die Musiker unter Leitung von Edmund Holzwarth durchaus, sich zurückzunehmen. Für Bachs Choral „Jesus bleibet meine Freude” mussten sie gar die Stimmen komplett ersetzen, ein für Bach-Freunde ungewohntes Hörerlebnis – und wiederum höchst filigran gespielt.
In Johann Christian Bachs früh-klassischer „Sinfonia in B” setzte sich freilich der Eindruck durch, dass ein Harmonikaorchester in den schnellen Sätzen am besten klingt. Der flotte Eindruck des Allegro und Presto beruhte vor allem auf rhythmischer Präzision, die auf dem Akkordeon leicht fallen dürfte. Im Andante fehlte etwas die Tiefe des Streichertones. Dafür verblüffte die enorme Bandbreite der Register. Die Zuhörer meinten bisweilen, eine Orgel oder ein Blasinstrument zu hören.
Es folgte ein gelungenes Zwischenspiel, Michael Haydns Divertimento C-Dur für Flöte (Cordula Lefarth), Viola (Sibylle Hoover) und Violoncello (Edmund Holzwarth). Leicht, heiter, „klassisch” erklang die Kammermusik vom Bruder Joseph Haydns. Das wunderschöne zweite Menuett hat vielen eine angenehme Entdeckung beschert.
Dann sprachen wieder die Harmonikas. Die „Suite Baroque” des 1984 verstorbenen Gerhard Maasz, ein modernes Werk von barockem Gepräge, durchsetzt von mittelalterlicher Melodik, erinnerte vor allem im prächtigen Finale an Filmmusik. Eine hörenswerte Ausgrabung. Auch Tommaso Giordanis „Caro mio ben”, wiederum von Cordula Lefarth gesungen und nahezu perfekt begleitet, hat einen modernen Anstrich: Zu Beginn schwingt ein Hauch „We shall overcome” mit. Wieder präzise und pointierte Orchestertutti. Und als zum Schluss des Konzerts, dessen Spendenerlös teils Straßenkindern in Sao Paulo zugute kommt, „Präludium und Fuge a-moll” erklang, ein Werk des 1960 verstorbenen Matyas Seiber, war die Ehrenrettung eines Instruments komplett. Nahezu jedem Musikstück vermag das Akkordeon gerecht zu werden – wenn es kompetent gespielt wird.

1995 Kirchenkonzert

Das Harmonika-Orchester Endersbach spielte Werke weniger bekannter Komponisten

Susanne Kurz in der Waiblinger Kreiszeitung, November 1995

Ein anspruchsvoller Konzertabend

Weinstadt.
Einen Leckerbissen musikalischer Art gab´s am Sonntag abend in der evangelischen Kirche in Endersbach. Das Programm des Harmonika-Orchesters war weit weg vom typischen Harmonikaprogramm im Polka-Mischmasch.
Weniger bekannte, aber ausgesuchte Komponisten standen auf dem Programm: so zum Beispiel Gerhard Mohr (1901 – 1979), der mit seinem Florentinischen Konzert die Zuhörer für kurze Zeit nach Italien entführte. Schwungvolle Rhythmen wechselten mit verträumten Melodien, die in der Klangstärke so unterschiedlich und fein von einem Harmonikaorchester selten gespielt wurden.
Einen Höhepunkt setzte aus eigenen Reihen Angela Hausenbiegl mit ihren kleinen, eingeflochtenen Soli. So auch in der L´Arlesienne-Suite Nr. 2 von Georges Bizet (1838 – 1875). Hier wurde das Menuett, das die kraftvolle Pastorale ablöste, ebenfalls von ihr um einiges bereichert.

Bereicherung des Konzertabends: Roswitha Maier und Angela Ulrich
Eine Bereicherung waren auch die beiden Solistinnen Roswitha Maier und Angela Ulrich an der Oboe. Die beiden Künstlerinnen verbindet eine Freundschaft mit dem Harmonika-Orchester, die hoffentlich noch viele Aufführungen halten wird. Die beiden Stücke Vorschläge und Harmonie aus den Inventionen

für zwei Oboen schienen wie ein persönliches Zwiegespräch zwischen den beiden Künstlerinnen. Schade nur, dass diese exzentrische Unterhaltung meist durch die starke Geräuschkulisse des Publikums gestört wurde.
Eine Komposition des Flötenlehrers und Hofkomponisten von Friedrich dem Großen – Johann Joachim Quantz (1697 – 1773) – wurde noch um einen weiteren Solisten erweitert – der Maestro selbst (Edmund Holzwarth, Dirigent) zückte sein Instrument, das Cello.

Beschwingte Tonfolgen und nachdenkliche Melodien
Beschwingte Tonfolgen wechselten nachdenkliche Melodien in der Triosonate e-moll für zwei Oboen und Basso continuo ab. Aber auch ein Choral von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) stand auf dem Programm. In verschiedenen Variationen wurde die Grundmelodie Jesus bleibet meine Freude aus der Kantate Nr. 147 feierlich dargeboten.
Das Harmonika-Orchester, das bereits seit 21 Jahren unter der Leitung von Edmund Holzwarth musiziert, bot einen anspruchsvollen Konzertabend in schöner Umgebung. Ein weiteres Argument gegen das typische Image von Quetschenspielern; denn zerquetscht wurden an diesem Abend höchstens die Vorurteile gegen dieses sonst so robust klingende Instrument.

1994 Jubiläumskonert 60 Jahre

Harmonikaorchester Endersbach feiert 60jähriges Bestehen

Heike Mayer in der Waiblinger Kreiszeitung, Oktober 1994

In einer lauen Sommernacht schlug die Geburtsstunde

Weinstadt.
Mit einer klassischen Ouvertüre eröffnete das Jugendorchester des Harmonikaorchesters Endersbach das Jubiläumskonzert des Vereins in der Jahnhalle. Der Verein feiert heuer sein 60jähriges Bestehen. 1934 war das Orchester als Handharmonikaclub in „einer lauen Sommernacht” gegründet worden. Trotz bescheidener Mittel habe man eine sehr gute Vereinsarbeit auf die Beine stellen können, berichteten Hildegard Schmidt und Vorsitzender Albrecht Rühle dem Publikum weiter über die Geschichte des Vereins.
Dann kamen die Wirren des Krieges dazwischen. Das Handharmonikaspielen musste eine Pause machen. Bis dann 1947 das Vereinsleben wiederbelebt wurde. Einen Meilenstein in der Geschichte markierte aber erst das Jahr 1974, denn da begannen die Aktiven und die Jugendspieler an Wertungsspielen teilzunehmen. Bis heute seien die Spieler erfolgreich, auch international, bei Wettbewerben dabei, sagt Dirigent Edmund Holzwarth.
Doch am Jubiläumsabend stand kein Wertungsspiel auf dem Programm. Die Harmonikaspieler präsentierten eine bunte Palette ihres Könnens. Eigens für das Jubiläumskonzert hat sich der Spielring der Ehemaligen zusammengefunden. Sie waren schon einmal vor zehn Jahren zu den Feiern des 50. Geburtstags des Vereins aktiv gewesen, doch seither nicht mehr. Edmund Holzwarth hat nun die Ehemaligen wieder um sich geschart und mit ihnen drei Stücke einstudiert. Darunter den „Slowenischen Bauerntanz”, der als Zugabe nochmals gefordert und mit viel Applaus belohnt wurde.
Auch das HOE-Ensemble ist eine spontane Sache gewesen, sagt Edmund Holzwarth. Die sieben Spieler haben sich in der kleinen Besetzung zusammengefunden und in nur zwei Proben drei anspruchsvolle Stücke einstudiert. Beim Walzer von Tschaikowsky übernahm der Dirigent selbst die erste Stimme.
Edmund Holzwarth stellte das musikalische Programm an diesem Abend als einen Querschnitt von verschiedenen Musikrich-tungen zusammen. In seiner Arbeit mit dem Orchester will Holzwarth weg von der volkstümlichen Musik. Ausdrücklich sagt er aber, dass er nicht ganz auf diese Art von Musik verzichten will, er will eher Kompromisse schließen. Er studiert deshalb gehobene Unterhaltung, wie beispielsweise Stücke von Strauß, bis hin zu neuen avantgardistischen Originalkompositionen mit dem Orchester ein.

1991 Konzert

Christine Gehr in der Waiblinger Kreiszeitung, November 1991

Künstlerische Originalmusik und leichte Klassik in kleinen Dosen

Weinstadt.
Beim Akkordeon liegt die Seele in Falten: so anschaulich beschreibt Edmund Holzwarth das Herzstück eines Instruments, das der Volksmund nicht von ungefähr „Quetsch-kommode” nennt. Holzwarth muss es wissen, schließlich steht er seit 1974 beim Endersbacher Harmonikaorchester einem Ensemble vor, das Weinstadts Farben bei Wertungsspielen allerorts Ehre macht. Alle zwei Jahre lassen sich die Endersbacher Harmonikaspieler öffentlich in die Noten blicken, heuer in der Jahnhalle. Das Interesse der Weinstädter an der Akkordeonmusik war nachgerade überwältigend, sämtliche Plätze waren besetzt.
Wer nun allerdings in der Lederhose gekommen war, musste sich fehl am Platze fühlen: Statt Waderlstrümpfen trägt die zeitgenössische Akkordeonistin Lurex-strümpfe, und nach Haferlschuhen hielt man auf der Bühne umsonst Ausschau. Vergeblich hofften denn auch Freunde der Volksmusik auf ein Sammelsurium an Marschmusik und ähnlich Zünftigem: In allererster Linie zollte das zweistündige Programm, von Jugendorchester und Erstem Orchester gemeinsam bestritten, dem künstlerisch-musikalisch anspruchs-vollen Repertoire des Akkordeons Rechnung.
Eine „Chaconne” führte nach der Pause in die melancholische Welt französischer Filmkunst – Chabrols Hutmacherphantome schlichen zumindest in der Phantasie durch die Reihen des 22köpfigen Ersten Orchesters. Die „Morgenstimmung” aus Edvard Griegs „Peer-Gynt-Suite I” schloss sich an – ergreifend schön. „Wir bemühen uns, nicht ganz im Sumpf der Volksmusik zu versinken” erläutert Edmund Holzwarth sein musikalisches Konzept in Endersbach. Einem Publikum, das, der Dirigent ist ganz Realist, „nicht immer aufgeschlossen ist” für neue Töne, müsse man „künstlerische Originalmusik” und „leichte Klassik” in kleinen Dosen unterschieben.
Kleine Dosen, das bedeutet dann und wann doch einen Ausflug in die Volksmusik: Zu den „Schwabenstreichen – sieben Inspirationen zu einer schwäbischen Volksweise” beispiels-weise, denen jedoch – Tücke der Technik – ein achter Streich vorausging. Das Elektronium, ein Zusatzinstrument, das nach Auskunft des Fachmanns „richtig eingesetzt zur Klangbereicherung Bläser und Streicher imitieren kann”, konnte den akustischen Qualitätsansprüchen Holzwarths nicht auf Anhieb gerecht werden. „Mir hettet des gar net gmerkt, aber er…” zollte eine blondgelockte Schwäbin in der ersten Reihe dem Gehör des Dirigenten Respekt. Ob der Vorfall den 39jährigen außer Nerven auch Haare gekostet hat, wie Vorsitzender Albrecht Rühle mutmaßte, wird der aufmerksame Orchesterleiter ohne Zweifel selbst am besten registriert haben.
Gefragt, welche Rolle denn dem Akkordeon heute in der konzertanten klassischen Musik zukomme, schränkt Holzwarth den Aktions-radius des Tasteninstruments ein: Nur ein kleiner Teil der klassischen Musik, so der Dirigent, eigne sich für die Akkordeon-bearbeitung. „Die Stücke müssen entweder einen witzigen oder folkloristischen Charakter aufweisen können”. Oder aus der Musicalecke kommen. Wie die Melodienfolge aus der „West Side Story”, die die Akkordeonisten mit links bewältigten. Mit „links” im wahrsten Sinne des Wortes, denn: man zieht nur mit der linken Hand an der „Quetschkommode”.

1987 Matineekonzert

Ein gelungener Aufbruch zu neuen Ufern

Juliane Sonntag in der Waiblinger Kreiszeitung, Dezember 1987

Matineekonzert des Harmonika-Orchesters Endersbach
im Remstal-Gymnasium

Weinstadt.
Dass Akkordeonmusik auch anders sein kann als ihr Ruf, bestätigen allerorten die Akkordeonorchester. Sie wenden sich ernsterer, schon „klassisch” zu nennender Literatur zu. Auch das Harmonika-Orchester Endersbach hat diesen Weg beschritten, mit großem Erfolg, wie es beim Matinee-Konzert im Foyer des Remstal-Gymnasiums zeigte. Vor einem großen Publikum präsentierten die Musiker erstmals ein derartiges Programm in Konzertform. Eben diese „andere” Seite der Akkordeonmusik darzustellen, ist Idee, Wunsch und Ziel, wie Dirigent Edmund Holzwarth einleitend sagte. Die Quetschkommode, die Ziehharmonika und das Schifferklavier, wie das Akkordeon im Volksmund immer wieder genannt wird, hat nämlich sehr „ernste” und folkloristische Ursprünge, führte er weiter aus. Französische Musette, argentinischer Tango oder auch die Matrosenmusik standen dem heute als Unterhaltungs- und Stimmungs-instrument verstandenen Balginstrument Pate.
„Pastorale Variationen” hatte die Schülergruppe einstudiert. Variationen, die Hugo Herrmann (1896 – 1967) über ein Thema idyllischen Charakters geschrieben hat. Der Auftritt des Akkordeonnachwuchses überraschte freilich nicht nur musikalisch, sondern stimmte überdies das Publikum auf dieses so ganz andere Programm ein. Die musikalische Umsetzung der einzelnen Stimmungsbilder sowie das Hinführen der Zuhörer auf die neue Klangwelt gelang. Eine Welt, die dem Instrument mit dem Schunkeleffekt ganz neue, kreative und vielfältige Möglichkeiten erschließt.. Töne, wie von einer Orgel gespielt, ruhten schwebend im Raum, der tief und dröhnend ausgesetzte Bass atmete schwer, wie vom Blasebalg erzeugt, sanft und ruhig glitt die variierte Melodie darüber. Nur selten war der typische Akkordeonsound zu spüren. Einmal gar mutete die Musik an, wie vom Dudelsack geblasen, dann von Flötenstimmen bezeichnet. Folkloristische Elemente kontrastierten mit eher romantischen Motiven, die Skalen kamen virtuos, die Harmonien weich. Die Schüler des HOE, des Harmonika-Orchesters Endersbach, sollten zur treibenden Kraft werden, wenn es um solche Musik geht, denn jedes Experiment braucht seine Förderer. Musik braucht aber darüber hinaus auch Literatur und gerade hier ist noch viel zu leisten. Im Gegensatz nämlich zur jahrhundertealten Volksmusik setzte die musikalische Beschäftigung mit dem Akkordeon als Instrument für ernsthafte Musik erst vor rund 50 Jahren ein.
Angela Kühn und Christel Wilhelm gingen sogar soweit, ihr instrumentales Können solistisch unter Beweis zu stellen. Sie spielten ein Duo, die Sonatine für zwei Akkordeons von Waldram Hollfelder (geb. 1924). In drei Sätzen verblüfften sie mit ihrer Interpretation. Und wäre es nicht eindeutig zu sehen gewesen, hätte darüber gestritten werden können, um welche Besetzung sich diese Musik so virtuos und stimmig dreht. Auf das sehr schnelle Allegro folgte ein sentimental gestimmtes Andante von eindringlicher Motivik, ehe die Sonatine in einem heiteren Allegro vivo ihren Ausklang fand. Christel Wilhelm wagte noch mehr: Sie fügte ihrem Vortrag drei kleine Stücke aus „Sechs Walzer-Bagatellen” von Wolfgang Jacobi (1894 – 1972) an. Im Mittelpunkt des Konzertes stand das umfangreichste Werk: die „Sinfonietta” von Waldemar Bloch (geb. 1906). Das Jugendorchester interpretierte dieses dreisätzige Werk von beinahe orchestralen Ausmaßen. Im Zusammenklang laut und voll konnten sich die Spieler ganz hinter zarten Tongefügen zurückziehen und sanfte Stimmungen zeichnen. Die choralhaften Züge im Andante lento spielte das gesamte Orchester, die in spannenden Bogen umfassten Themen klangen wie von Holzbläsern inszeniert, der akzentuierenden Rhythmik eines Streicherensembles folgend. Selbst das Stimmen klang wie gestrichene Saitenklänge.
Den Ausklang übernahm das erste Orchester. Es zeigte noch einmal das gesamte neu entdeckte Spektrum der tonalen Gestaltungsvielfalt. Wolfgang Jacobi (1894 – 1972) gab ihnen dazu reichlich Gelegenheit mit seinen „Kinderspielen in Ascoli”, einer suiten-ähnlichen Komposition, aus zwölf kleinen tänzerisch konstruierten Sätzen bestehend. Das Konzert in Weinstadt war schon im Aufbruch zu neuen Ufern ein schöner Erfolg. Nun sollte es nicht nur bei diesem ersten Versuch bleiben.